Die Grotta Gigante nahe Triest ist die größte Schauhöhle Europas. Um ihre Größe zu verstehen, muss man in sie hinabsteigen. Wir haben das getan. Ein schauriger Bericht.

Wir passieren den Eingang und sind zunächst wenig beeindruckt. Bisher geht nur eine Treppe zwischen Stein hindurch, der zwar interessant rötlich und gelblich schimmert, aber dessen Schönheit sich kaum mit der Schauhöhle in Breitscheid messen kann.

Grotta Gigante Eingang
Grotta Gigante Eingang

Doch noch ein paar Schritte weiter und die Welt verliert den Boden.

Es könnte fast Moria auf Herr der Ringe sein: Eine schier endlos scheinende Treppe windet sich im Zickzack hinab in die Erde, das Ende ist kaum zu erkennen. Vor uns öffnet sich ein – ja – gigantischer Felsdom.

Die Treppe nach unten
Die Treppe nach unten

Grotta Gigante, die gigantische Höhle. JETZT sind wir beeindruckt.

Halber Weg Abstieg
Halber Weg Abstieg

Die vielen unterschiedlichen Farben von rot über Ocker bis Gelb und Braun erzeugen die unterschiedlichen Mineralsalze im Gestein.

Grotta Gigante: So groß ist Groß

Die Bilder können die Dimension kaum wiedergeben. Fotos sind eben zweidimensional. Sprechen wir also kurz von Zahlen: Insgesamt geht es rund 160 Meter tief in die Erde. Der darin befindliche Felsdom ist 98,5 Meter hoch, 167 Meter lang und 76 Meter breit. Mit diesen Ausmaßen steht sie als größte Schauhöhle Europas im Guinness-Buch.

Noch nicht plastisch genug? Ok. Für die Süd-Deutschen verbildlicht: Die Münchner Frauenkirche könnten wir in der Haupthalle locker unterbringen. Für die Norddeutschen: Gorch Focks Masthöhe – zweimal übereinander und noch immer noch Platz für eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Blick durch den Dom zurück zum Abstieg
Blick durch den Dom zurück zum Abstieg

Das Problem ist: Alle Besucher erkennen diese Höhe, und so stellt sich sehr bald heraus, wer Höhenangst hat. Einigen in der Gruppe bricht tatsächlich schon der Schweiß aus.

Was keiner weiß: Das ist die angenehme der beiden Treppen.

Im Felsendom der Höhle

Langsam zieht die zunehmende Schönheit der Höhle die Aufmerksamkeit auf sich. Unten, auf dem Boden verläuft der beleuchtete Steg durch interessant gewachsene Stalagmiten, die wie Palmen wirken – eine Folge der Höhe. Das Wasser fällt so tief, dass es beim Aufprall weit in alle Richtungen verspritzt und so die breiten Teller bildet. Die Stalagmiten werden mit Strahlern zur Geltung gebracht.

Die Stege in der Höhle und die Schläuche mit den Pendeln
Die Stege in der Höhle und die Schläuche mit den Pendeln

Doch etwas scheint hier gar nicht herzugehören. Von der Decke fallen zwei große Plastikschläuche bis zum Boden hinunter, wo sie an einem Art Beton-Bungalow enden. Es handelt sich um den Schutzmantel für zwei lange Pendel. Das eine darf auf der Achse Ost-West schwingen, das andere auf Nord-Süd. Gemeinsam messen sie unter anderem die Erdgezeiten. Grob gesagt: Sie messen die Verformung der Erde, die die Schwerkraft von Sonne und Mond hervorruft. Banal gesagt: Ebbe und Flut der Felsen.

Die Angst vor dem Aufstieg

Unten auf dem Steg wandelt die Gruppe in einer Traumwelt, die sich links und rechts erstreckt. Nur wenige blicken schon auf der gegenüberliegenden Seite nach oben. Dort nämlich verläuft die Treppe nach oben. Sie ist teils freischwebend an die Felswand gebohrt. Ich habe eigentlich keine Höhenangst – aber heute könnte ich sie bekommen.

Ich richte mich schon fast auf einen Leben am Höhlenboden ein, da lenkt uns ein letzter wunderbarer Stalagmit ab.

Ruggero Säule mit zwölf Metern Höhe
Ruggero Säule mit zwölf Metern Höhe

Dann aber geht kein Weg am Weg vorbei. Wir beginnen mit dem Aufstieg. Um es klar zu sagen: der Weg ist sicher! Es gibt keinen Grund Angst zu haben. Es gibt keinen Grund. Kein Grund zu sehen …

Viele geraten nun ins Schwitzen, teils aus Angst, teils weil der Aufstieg zwar nicht unmenschliche Anstrengungen erfordert, aber es in der Höhle wärmer ist, als gedacht. Ob Sommer oder Winter, es hat hier stets 11 Grad.

Blick zurück auf den Aufstieg
Blick zurück auf den Aufstieg

Tipp: Der Aufstieg ist tatsächlich körperlich anstrengend und die Höhle nicht äußerst kalt. Wer also zum Schwitzen neigt, sollte sich Funktionskleidung nach dem Schichtprinzip anziehen, um dann eventuell eine Jacke beim Aufstieg ausziehen zu können.


Irgendwann landen wir dann in einer kleinen Kammer oberhalb des Doms. Nun haben wir es fast geschafft. Es geht nur noch einmal durch die Kuppe der großen Halle auf einer Brücke vorbei an den Pendeln.

Befestigung des Pendels und Brücke
Befestigung des Pendels und Brücke

Ein letzter Blick von der Brücke in den gigantischen Abgrund …

Blick von der Brücke aus
Blick von der Brücke aus

… und wir erblicken das Licht des Tages wieder.

Eine Stunde haben wir unter der Erde verbracht, eine Stunde in der Grotta Gigante, die wir nie wieder vergessen werden.

Würde ich es nochmal tun? Auf jeden Fall!


Öffnungszeiten:
Apr bis Jun: Di-So, 10:00 – 18:00 Uhr
Jul bis Sep: Di-So, 09:00 – 17:00 Uhr
Okt bis Mrz: Di-So, 10:00 -16:00 Uhr
Juli und August auch an Montagen geöffnet

Die Wartezeit auf die nächste Führung kann man sich übrigens im angeschlossenen Höhlenmuseum vertreiben; Menschen die nicht in die Höhle können oder wollen, können hier an eine virtuellen Rundgang teilnehmen.

Preise:
Zirka 12 Euro Erwachsene, 9 Euro für Senioren und Studenten, Kinder 8 Euro und teils noch weniger. Details auf der Webseite.

Webseite:
www.grottagigante.it

Das Museum und der Eintrittsverkauf zur Höhle
Das Museum und der Eintrittsverkauf zur Höhle

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