Die Stadt ist die Wiege Kanadas: Annapolis Royal. Nicht nur ihre lange Geschichte macht sie so interessant. Hier alle Infos für den ersten Besuch.
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Annapolis Royal gilt vielen Kanadiern als die Wiege der Nation. Denn hier in der Nähe, an der wunderschönen Bucht, die der Annapolis River formt, gründeten Franzosen einst die erste Siedlung: Port Royal. Und lange Zeit war sie auch Hauptstadt von Nova Scotia, ehe Halifax ihre Stelle einnahm. So strotzt die kleine Stadt heute nur so vor Geschichte. Aber nicht nur!
Trotz seiner historischen Bedeutung ist Annapolis Royal ein verschlafenes kleines Nest geblieben. Knapp 500 Einwohner leben hier in zumeist wunderbar bunten Häusern. Vier Polizisten – mehr braucht es nicht, um hier Recht und Gesetz durchzusetzen. Dazu gehört auch das umgebende County.
Annapolis Royal zieht sich einige hundert Meter an der Bucht des Annapolis River entlang. Ein Fußweg führt Besucher am Ufer entlang. Der Holzsteg beginnt am Government Wharf – dem Pier, das heute noch steht – und führt vorbei am kleinen Leuchtturm und dem Fort Anne bis zum Queen’s Wharf, das nur noch zu erahnen ist. Unterwegs erklären Info-Tafeln die Geschichte der Stadt.
Am Wasser wechseln sich Wohnhäuser mit kleinen Restaurants ab – und die sind durchaus international. Österreichische Küche neben italienischer und natürlich typisch amerikanischer. Das Bier kommt direkt aus der Stadt, Wein aus dem nahen Annapolis Valley – eines der bekanntesten kanadischen Weinbaugebiete überhaupt.
Sitzbänke säumen den Uferweg. Es lohnt sich, sich hier zu setzen und das Wasser zu beobachten. Denn der Tidenhub in der Bucht liegt bei rund neun Metern. Am richtigen Ort lässt sich das Wasser wirklich beim Ansteigen beobachten. Ein herrlicher Grund, sich einmal Zeit zu lassen – meditativ und beruhigend.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Annapolis Royal
Natürlich ist die gesamte Stadt sehenswert mit all ihren bunten Häusern. Doch gibt es einige herausragende Orte, die hier aufgeführt sind.
Fort Anne
Wie schon gesagt: Die Wiege der Nation. Nur: Die Taufe fand mit Blut statt! Denn um das kleine Fleckchen Land in Nova Scotia kämpften Engländer und Franzosen erbittert. 13 mal wurde Annapolis Royal attackiert, so oft wie kein anderer Ort in Nordamerika. Nach dem sechsten Mal wechselte das damalige französische „Port Royal“ in die Hände der Briten, die daraus Annapolis Royal machten und die Festung nach der damaligen Königin benannten: Fort Anne.
Diese Geschichte zeigt das Fort Anne im Herzen des Städtchens auf. Zu sehen sind noch die alten Wallanlagen, das Pulvermagazin und natürlich das große Offizierskasino mit seinen drei großen Schornsteinen.
Wo sich zwei streiten, leiden die Dritten. Denn natürlich war das Land hier keineswegs unbewohnt, als die Siedler aus Europa kamen. Die Mi’kmaqs lebten hier schon seit vier Jahrtausenden.
Heute ist Fort Anne ein friedlicher Ort. Gepflegter Rasen wächst auf den Wällen, der Blick über die Bucht ist wunderschön.
Die Geschichte von damals bis heute zeigt übrigens das Museum, das sich im Inneren des Offizierskasinos befindet. Dargestellt wird die Historie der Mi’kmaq, der Akadier (französische Siedler) und der Briten. Das auch anhand des vor einiger Zeit am Strand gefunden Soldaten aus dem 18. Jahrhundert.
Ein Highlight im Museum ist zudem der riesige Wandteppich, zu dem sogar die heutige Queen Elisabeth einige Stiche beigetragen hat.
Der Park um Fort Anne kann kostenlos betreten werden, der Eintritt ins Museum liegt bei rund 4 Canadian Dollar für Erwachsene. Jugendliche unter 18 Jahre sind frei. Das Museum ist Juli und August täglich von 09:00 bis 17:30 Uhr geöffnet. Den Rest des Jahres ist es Dienstag bis Samstag zur gleichen Zeit zugänglich.
Mehr Info auf der Webseite von Fort Anne.
Annapolis Royal Historic Gardens
Nur zehn Minuten Fußweg und der Besucher erreicht die botanischen Gärten von Annapolis Royal.
Auf einer Fläche von etwa 10 Fußballfeldern befinden sich alte Kiefern genauso wie moderne Gärten. Besonders schön ist der viktorianische Garten. Ein Highlight stellt zudem das nachgebildete Haus einer akadischen Familie dar. Die Akadier waren die französischen Einwohner der Gegend, die schließlich von den Engländern größtenteils vertreiben wurden. Dennoch gibt es noch Nachfahren hier.
Für die Annapolis Royal Historic Gardens sollten Besucher einen halben Tag einplanen. Der Eintritt ist mit rund 15 Canadian Dollar für Erwachsene und etwa 6 Dollar für Kinder relativ hoch, lohnt sich aber und unterstützt dieses aufwändige Projekt. Die Gärten sind von Mai bis Oktober jeweils von 09:00 bis 17:00 Uhr und im Juli und August sogar bis 20:00 Uhr geöffnet.
Mehr Infos auf der Webseite der botanischen Gärten.
Port Royale
Auf der anderen Seite der Bucht – also quasi gegenüber von Annapolis Royal – liegt Port Royal. Es ist quasi also nicht in Annapolis Royal und doch sind die beiden Orte verbunden miteinander – denn ohne Port Royal kein Annapolis.
Auf dem Gelände wurde nach Originalplänen die ursprüngliche Siedlung der Franzosen aus dem Jahr 1605 nachgebaut. Alle Räume sind begehbar und ausgestattet. Besonders interessant ist die Werkstatt, in der ein Mi’kmaq die Handwerkskunst der Ureinwohner der Gegend demonstriert.
Zwischen Mitte Mai und Anfang Oktober ist Port Royal jeweils Dienstag bis Samstag von 09:00 bis 17:30 Uhr geöffnet. Mitte Juni bis Anfang September öffnet das Fort auch Sonntag und Montag seine Tore. Eintritt kostet Erwachsene zirka 4 kanadische Dollar, Jugendliche unter 18 Jahre sind frei.
Weitere Infos auf Port-Royal Historic Site.
Das Gezeitenkraftwerk
Gleich außerhalb der Stadt steht ein technisches Wunder: Das größte Gezeitenkraftwerk Nordamerikas. Denn hier, in der Mündung und Bucht des Annapolis River, beträgt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut satte neun Meter. Die Strömung ist entsprechend groß und kann darum Turbinen antreiben, die Strom erzeugen.
Oben im Gebäude steht eine kleine Ausstellung zum Thema. Meist erklärt auch ein Mitarbeiter Wissenswertes zum Kraftwerk und weiteren Versuchen in der Umgebung (die teils furchtbar in die Hose gingen). Unten im Eingangsbereich liegt übrigens das Visitor Centre von Annapolis Royal.
Mehr Info auf der Webseite des Visitor Information Centre.
Sinclair Inn Museum
Von außen scheint es sich wieder um eines der typischen bunten Häuser zu handeln. Doch innen … die Fundamente des Hauses gehen zurück bis in das Jahr 1700. Um das zu zeigen, sind viele Böden und Wände des Sinclair Museum offen und zeigen die alte Struktur. Und oben gibt es einen Raum mit einem alten Wandgemälde. Filme lassen die alte Geschichte vor den Augen des Betrachters wiederauferstehen. Ein wirklich tolles Erlebnis.
Eintritt ist frei, um Spende wird aber gebeten. Geöffnet ist während der Sommersaison von 09:00 bis 17:00 Uhr. Mehr Infos auf der Webseite.
Weitere Unternehmungen
In der Umgebung und der Stadt gibt es weitere Dinge, die sich unternehmen lassen.
Eine Tour nachts auf dem Friedhof mitmachen
Abends, wenn die Sonne schon lange untergegangen ist, treffen sich Menschen schon leicht frierend am Offizierskasino von Fort Anne. Sie werden umso wärmer empfangen von Alan Melanson, einem Nachfahre sowohl von Mi’kmaqs als auch von Akadiern. Jeder bekommt eine kleine Laterne in die Hand und dann führt Alan die Gruppe zum nahen Friedhof.
Es geht dabei nicht um Geister. Höchstens um die Geister der Geschichte. Doch mit lebhaften Erzählungen an den Grabsteinen lässt Alan die historischen Personen fast wieder auferstehen. Und spätestens bei der Erzählung über Elchnasen-Suppe (Moose-Nose-Soup) wird jedem auch innerlich warm.
Touren starten zwischen 1. Juni bis Mitte Oktober täglich bei jedem Wetter vom Fort Anne aus. Erwachsene zahlen 10, Jugendliche 6 und Kinder 3 Canadian Dollar.
Mehr Infos auf der Webseite.
Kunst bestaunen und kaufen
In der Mitte von Annapolis Royal steht das haus „Lucky Rabbit“, das einige Kunsthandwerker beherbergt. So gibt es hier kunstvolle Keramiken, Kleidung im Tartan (Karomuster) von Nova Scotia, Handtaschen und mehr.
Mehr Infos zu Lucky Rabbit gibt es auf der Webseite.
Eine Brennerei besuchen
Eine kurze Autofahrt entfernt liegt die Still Fired Distillery, die Gin, Rum und andere Spirituosen herstellt. Man kann hier Probierschlucke nehmen und diverse Flaschen kaufen.
Mehr Info auf der Webseite.
Feste erleben
Bei den überdachten Unterständen nahe dem Pier findet wöchentlich am Samstag der Farmer’s Market statt. Kleidung, Kunsthandwerk, Antiquitäten und Spezialitäten nebeneinander. Abends gibt es dann gerne noch einen Schluck zu trinken untermalt durch Livemusik.
Mehr Infos dazu im Veranstaltungskalender von Annapolis Royal.
Essen & Trinken in Annapolis Royal
Bei den Restaurants sollte der Besucher einige wichtige Dinge beachten. Reine Speiselokale haben nur bis zirka 21 Uhr geöffnet. Darum sollte ein Besuch am besten auch jeweils rechtzeitig vorbestellt werden.
Restaurant Compose
Österreichisches Essen in Annapolis. Im Restaurant Compose gibt es neben lokalen Meeresfrüchten auch Wiener Schnitzel (oder besser: Schnitzel Wiener Art), Gulasch und „Schpazzle“ – wie die Kanadier versuchen, Spätzle auszusprechen. Als Nachtisch rundet Linzer Torte und Apfelstrudel das Angebot ab.
Restaurant Compose ist sicher eines der besten in Annapolis. Mehr Infos auf der Webseite.
Garrison House
Bitte klingeln. Der Eingangsbereich des Garrison House hebt sich deutlich ab von üblichen Restaurants. Denn es handelt sich einfach um eine Haustüre. Auch im Inneren fühlt sich der Gast eher als Besucher in einem größeren Wohnzimmer. Zum Essen gibt es Meeresfrüchte und andere bodenständige aber gut zubereitete Gerichte.
Mehr Infos auf der Webseite.
German Bakery – Sachsen Café & Restaurant
Aus dem deutschen Osten kommen die Betreiber der German Bakery. Tagsüber gibt es hier tatsächlich gut bürgerliches deutsches Essen und leckere Kuchen.
Mehr Infos auf der Webseite.
Annapolis Brewing Company
Das Annapolis Valley ist berühmt für Wein. Doch gedeiht in ganz Nova Scotia auch eine Craftbeer-Bewegung. Die Annapolis Brewing Company braut nicht nur, sondern schenkt in ihrem Taproom auch aus – und zwar nicht nur eigene Biere. Auf dem sogenannten Flightdeck können vier Biere in kleinen Gläsern getestet werden. Es gibt IPAs (India Pale Ale), Stouts, Porters und viele andere Sorten.
Freitag und Samstag ist die Annapolis Brewing Company immerhin bis 23:00 Uhr geöffnet. Ansonsten macht auch der Taproom unter der Woche um 20 Uhr zu und am Montag ist ganz geschlossen.
Mehr Info auf der Webseite.
Jo-Ann’s Chocolate Shop and Café
Hervorragende Schokoladen-Kreationen, serviert mit einem Kaffee oder Tee und alles in einer Umgebung von Antiquitäten. Jo-Ann’s Chocolate Shop and Café ist einfach ein netter Ort, um die Zeit etwa bei schlechtem Wetter zu verbringen und ein Buch zu lesen.