Der Badeort Lloret de Mar gilt als beliebt oder mitunter berüchtigt an der Costa Brava nördlich von Barcelona. Doch was ist dran am Klischee?
Billige Bustouren, Massentourismus, Ballermann auf dem Festland? Wir wollten es genauer wissen und unternahmen von der Umgebung von Girona aus einen Tagesausflug nach Lloret de Mar. Die Überraschung war sehr positiv, und Lloret de Mar hat uns echt begeistert.
Weite und Abgegrenztheit zugleich
Nur eine Stunde von Barcelona entfernt. Die Landschaft der Costa Brava ist hier recht hügelig. Immer wieder ragen Steinformationen in das Meer hinein. Dadurch erlangt der Besucher schnell mal eine Höhenlage für guten Fernblick, der seitlich aber immer wieder von den nächsten Felsvorsprüngen begrenzt wird. Hier gibt es keine kilometerlangen Sandstrände und demzufolge auch keine ebenso langen Bettenburgen. Alles ist etwas besser verteilt und abgegrenzt.
Um dem Zentrum und den Parkgebühren zu entgehen, fuhren wir etwas weiter landeinwärts in Richtung Standrand und konnten tatsächlich sogar kostenlos parken. Die hügeligen Straßen entlang in Richtung Meer ging es zu einer Anhöhe, die einen Blick auf den Stadtstrand von Lloret de Mar bot. Gewiss gibt es genügend Touristen dort, aber bei weitem nicht so dramatisch wie befürchtet. Da haben wir schon ganz anderen Massentourismus gesehen, wo Liegen und Schirme in Reih und Glied stehen.
Dennoch froh, das muntere Treiben aus etwas Abstand von oben zu beobachten, genießen wir die Blicke unter den Pinien hindurch über die Weite des Meeres.
Terrassenförmig führen Wege und Stufen dichter an die hier etwas steinigere Ausbuchtung der Küste. Eine unglaublich nuancenreiche Farbenvielfalt von Türkis und Blau lässt sich hier erkunden.
Unser mit Abstand bester Sangria
Wieder einige Stufen bergan gelangen wir zu einer Bar – wohl die Cala Banys. Auf den naturnah gehaltenen Terrassen laden Korbstühle im Halbschatten der Pinien zum Verweilen ein.
Was gehört zu Spanien und Strand? Natürlich Sangria. Er schien hier zwar nicht gerade preiswert, aber an einem solchen Ort im Urlaub musste das sein. Mit frischen Zutaten im Krug zubereitet und nett serviert überraschte uns schließlich der mit Abstand beste Sangria bisher. Leider hat er so gut geschmeckt, dass wir glatt das Foto davon zu Anfang vergessen haben. Also auf zum nächsten.
Herrliche Natur in Lloret de Mar
Ja, Baden und Schwimmen an einem tollen Strand ist schon eine feine Sache, aber den ganzen Tag in Sonne und Sand zu liegen, ist uns zu wenig. Eine ausgewogene Mischung von Kultur, Natur und Kulinarik gehört einfach dazu. Hier ist alles mit wenigen Schritten zu verbinden. Drum führt der Spaziergang wieder bergan durch abwechslungsreiche Landschaft mit Felsen, Palmen, Pinien und verschlungenen Wegen aus Natursteinen und Naturboden. Der morbide Charme teilweise abgestorbener Pinienhaine zieht in den Bann. Seltsam, es wirkt fast so, als wäre man in nebliger Winterlandschaft angekommen. Die fahlgrauen Strukturen sind ein unerwarteter Kontrast zu den sonst vorherrschenden Tönen vom fahlen Grün bis zum intensiven Türkis.
Beeindruckend sind immer wieder die wie Strommasten aufragenden Blütenstände der Agaven. Von Zeit zu Zeit gelangen ein Turm oder eine kleine Burg in Sichtweite. Allerdings zwang uns das zunehmend bedrohlicher aufziehende Gewitter, uns nicht weiter vom Ort zu entfernen.
Die Schinken hängen tief
Bei der weiteren Erkundung im Orte stoßen wir auch auf den Wine Palace Lloret de Mar. Als Weinfreund natürlich ein Muss. Böswillig könnte man den Wine Palce nun auch einen Alkohol-Tempel nennen, aber da wären wir schon wieder bei Klischees, die ich eigentlich etwas entkräften möchte. Auch Busse mit Touristen werden hierhin gebracht. Als wir dort waren, kam eine russische Delegation, die sich zügig mit Hochprozentigem eingedeckt hat.
Aber hier gibt es auch fast alles, was das Touristenherz begehrt – Oliven, Turron, Käse, ganze Schinken, riesige Weinauswahl, Sherry und weitere spanische Spezialitäten wie Licor de Bellota oder Pacharan. Zur Verkostung stehen auch diverse typische bis ungewöhnliche Getränke bereit, die sich jeder selbst direkt vom Fass abzapfen darf. Eine Paleta (ganzer Vorderschinken) musste es natürlich für uns auch sein. Denn ohne Schweinebein fährt der Peter nicht heim.