Eigentlich ist es nur ein Schlüsselloch. Tatsächlich jedoch bietet das „buco di roma” einen einzigartigen Ausblick auf St. Pietro im Vatikan. Der Clou ist die optische Täuschung.

Wundervoll geht es in Italiens Hauptstadt zu – und das sogar an mehreren Orten. Die fabelhaftesten Sehenswürdigkeiten haben Herrscher, Adelige und Päpste für uns gebaut: Das Kolosseum, die Sixtinische Kapelle, unzählige Kirchen und barocke Brunnen. Sieht in Rom nicht alles so aus wie gemalt?

Doch eine der wunderlichsten Erscheinungen versteckt sich auf dem Aventin: Ein sagenhaftes Schlüsselloch, das wie ein Fernglas funktioniert. Obwohl die meisten Reiseführer es bislang noch verschweigen, entdecken inzwischen immer mehr Leute dieses kleine Juwel.

Geheimtipp Aventin

Der Aventin ist einer der sieben Hügel in Rom – eine elegante und vor allem ruhige Gegend. Wer hier wohnt, hat es geschafft. Die Wohnhäuser und Anwesen sind sogar von kleinen Gärten umgeben.  Das ist Luxus im engen Rom. Auch einige Botschaften haben sich dort angesiedelt.

Aventin, Rom, Schlüsselloch
Auf dem Aventin in Rom

Durch die Straßen schieben sich keine Touristenströme,  auch die Sightseeing-Busse fahren nicht auf den Berg.  Wer will schon in Rom durch ein Wohnviertel spazieren? Dabei lohnt sich der mitunter etwas beschwerliche Aufstieg sehr. Nicht wegen irgendwelcher Sehenswürdigkeiten von hohem Rang, denn antike Überreste liegen allenfalls unter der Erde.

Nein, wer über die Via di Santa Sabina auf den Aventin stapft, will vor allem durch das Schlüsselloch sehen. Vielleicht auch noch den Rosengarten mit all den edlen Blumen inspizieren.

Rom, Aventin, Orangengarten
Hauptweg im Orangengarten

Und dann ist da natürlich der Orangengarten, der „Giardino degli Aranci“, am Hang. In dem neu angelegten Park hört man Vogelgezwitscher und das Lachen spielender Kinder. Römer kommen auf den Hügel für einen Spaziergang im Grünen.

Ruhiger Aussichtspunkt in Rom

Und je näher man der Aussichtsterrasse kommt, desto weiter breitet sich das alte Rom vor den Augen aus: Vom Giancolo mit dem Leuchtturm über die Engelsburg bis zum Nationaldenkmal Vittorio Emanuele II ist alles zu sehen.

Rom, Aventin, Aussichtspunkt
Aussicht auf Rom mit dem Denkmal Vittorio Emanuele II

Gleich nebenan bietet der Garten des heiligen Alessio Ruhe und einen ähnlichen Blick über die Stadt. Auch hier keine Spur von Massenandrang wie an vielen anderen Aussichtspunkten in Rom. Ein echter Geheimtipp!

Wer nun noch ein paar Schritte den Hügel hinauf läuft, einen antiken Brunnen und die Kirche Santa Sabina hinter sich lässt, der gelangt auf den „Piazza dei Cavalieri di Malta“.

Santa Sabina, Aventin, Rom
Die Kirche Santa Sabina

Geschaffen im Jahr 1766 von Giovanni B. Piranesi als Sitz des Großpriorats der Malteser. Die Nachfolger der legendären Tempelritter und souveräner Orden. Völkerrechtlich anerkannt, mit eigenem Autokennzeichen, eigener Hymne und Gerichtsbarkeit. Und etwa 6000 Quadratmeter eigenes Staatsgebiet auf dem römischen Hügel

Das Schlüsselloch auf dem Piazza dei cavalieri di malta

Rechts am Platz, hinter den dicken Mauern, ist in der Magistralvilla, der Villa Malta, die Botschaft des Malteserordens bei der Italienischen Republik untergebracht. Dort befinden sich auch die Kirche Santa Maria in Aventino, in der der Architekt und Kupferstecher Pirensi begraben liegt, und ein schöner Garten.

Rom, Aventin, Schlüsselloch
Einer nach dem anderen drückt das Auge ans Schlüsselloch.

Öffentlich zugänglich ist das Gelände nicht. Dennoch steht meist eine kleine Schlange von Menschen vor dem geschlossenen, grünen Portal.  Sie alle warten darauf, durch das berühmteste Schlüsselloch der Welt gucken zu dürfen.

Der Blick ist wirklich erstaunlich! Der Petersdom im Vatikan auf der anderen Seite des Tibers erscheint plötzlich zum Greifen nah. Ein romantischer Laubengang ist zu sehen. Und die Kuppel erhebt sich haargenau in der Mitte.

Rom, Aventin, Schlüsselloch
Der Blick durchs Schlüsselloch

Die perfekte Geometrie.  Sieht das nicht aus wie gemalt? Wie ein Bild im Rahmen.

Vielleicht war das fabelhafte Schlüsselloch von den Bauherren damals tatsächlich so geplant. Doch wahrscheinlich ist die ideale Ausrichtung nur ein glücklicher Zufall.  Denn in einer Stadt wie Rom darf man immer damit rechnen, dass etwas Wundervolles geschieht.

Hier geht es zum Schlüsselloch:

Adresse:
Piazza dei Cavalieri di Malta
Via di Santa Sabina
00153 Roma

Haltestelle Greca, Buslinien 81, 160 und 628. Dann über die Via di Santa Sabina in Richtung Basilika Santa Sabina.

Tipp: Die Magistralvilla öffnet freitags vormittags für Besucher (Ausweis nicht vergessen). Infos und Anmeldung im Besucherzentrum im Magistralpalast an der Via Bocca di Leone 73 in 00187 Rom. 

8 Kommentare

  1. Wirklich ein ganz wundervoller Ort. Wir waren auch begeistert vom Ausblick aber auch von der unwahrscheinlichen Ruhe im Gegensatz zum sonst so lebhaften Rom.
    Danke für die schöne Erinnerung, die der Beitrag bei mir wachgerufen hat.

      1. Ich bin drei Mal in Rom gewesen, jedes Mal war ich auf dem Aventin, nicht nur allein wegen des Blicks
        durch das Schlüsselloch. Es ist einfach ein wunderschöner Ort.

        1. Hallo Herr Pastor, ich möchte hier nochmal auf die gestrige Veranstalgung zu unserer geplanten Rom-Reise zurückkommen und Ihnen diesen Link zum Thema „Schlüsselloch“ zusenden. Diesen Blick vom Aventin auf den Petersdom habe ich gemeint.
          Gruß Reinhard Huntenburg

  2. So so so zauberhaft. Einer meiner all-time-Rom-Favoriten! Besonders im Winter…weil es wesentlich ruhiger ist und danach ab in den Orangengarten und das Panorama bewundern – am liebsten stundenlang!

  3. „O wie fühl ich in Rom mich so froh, gedenk ich der Zeiten,
    Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
    Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
    Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
    Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
    Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
    Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne.
    Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
    Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
    Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
    Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum ich? Empfänget
    Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast…?“

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